Selber mixen oder Fertigmixe?

Sieht man sich die Zusammenstellung einer Ration, die sich am Beutetier orientiert, an, wird man feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, einen optimalen Fertigmix zu finden.

Oft wird am Etikett im “Kleingedruckten” darauf hingewiesen – “Einzelfuttermittel”.  Aber alleine durch den Namen “XY-Menü” entsteht oft der Eindruck, dass hier alles drinnen ist, das der Hund braucht.

Bei genauerer Recherche wird man sehr schnell feststellen, dass einige oder mehrere der folgenden Punkte zutreffen:

 

 

zu viel/zu wenig/gar kein pflanzlicher Anteil

Der pflanzliche Anteil (Obst, Gemüse, Wildgemüse) liefern in erster Linie Ballaststoffe. Sie sind notwendig um die Verweildauer im Magen zu verlängern und das Sättigungsgefühl zu verlängern. Durch die unverdaubaren Faserstoffe wird der Fülldruck im Darm vergrößert, welcher wiederum die Peristaltik anregt. Außerdem dienen diese Faserstoffe als Nahrungsquelle für die “guten” Darmbakterien, was sonst zu Problemen in der Darmflora führt. Sekundäre Pflanzenstoffe können sich durch ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften positiv auf die Gesundheit auswirken.
Der pflanzliche Anteil sollte beim Hund 20 bis maximal 30 % und bei der Katze maximal 5 % der Gesamtfuttermenge liegen.

fehlende tierische Anteile, falsches Verhältnis

Muskelfleisch
Muskelfleisch wird oft ersetzt durch bindegewebsreiche Schlachtabfälle (Euter, Knorpel, Sehnen, Lunge, Hoden, Strossen), welche aber kein hochwertiges Protein liefert. Zu viel Bindegewebe kann zu Blähungen führen und wirkt sich negativ auf die Kotbeschaffenheit aus. Fehlendes hochwertiges Protein kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken.

 

Innereien

Innereien sind die wichtigsten Lieferanten von Vitaminen und Mineralstoffen. Die Menge und Verteilung sollte bestimmten Regeln folgen, da nicht alle die gleichen Nährstoffe enthalten und ein Beutetier nun einmal nicht aus 30 % Lunge besteht.
Auch kann man beobachten, daß manche Hersteller Kehlkopf, Pansen (oder andere Mägen) oder auch Euter zu den Innereien zählen, was schlichtweg falsch ist.

Zu den Innereien zählen:
Leber, Herz, Niere, Lunge, Milz

Knochen
Knochen sind nicht nur wichtige Kalzium- und Phosphorlieferanten, sondern liefern auch Magnesium und Zink. Diese Mineralstoffe sind lebensnotwendig, damit ein gesunder Organismus optimal funktionieren kann.
Oft werden Knorpel (Schlund, Kehlkopf, Strossen – Achtung Schilddrüse!!) als Kalziumlieferant empfohlen. Diese eignen sich aber wegen des geringen Ca-Gehaltes (ca. 40 mg/100 g; Knochen haben im Durchschnitt ca. 2000 mg/100 g) nicht.

 

Fett
Fett dient dem Hund als Energiequelle und liefert ihm mehr als doppelt soviel Energie wie Kohlehydrate. Der Fettanteil ist in vielen Fällen zu gering. Verwendet der Organismus über längeren Zeitraum Proteine als Energiequelle, werden Niere und Leber des Hundes geschädigt. Deshalb ist es wichtig, die richtige Menge an tierischen Fetten zuzuführen. Öle und Transfette aus gehärteten Pflanzenfetten (Margarine) sind als Energiequelle nicht geeignet.

falsche Öle

Öle dienen dazu, die Fettsäurenzusammensetzung auszugleichen. Schlachttiere aus Massentierhaltung bzw. Schlachttiere, die mit Kraftfutter gefüttert werden, haben wesentlich mehr (entzündungsfördernde) Omega-6-Fettsäuren als (entzündungshemmende) Omega-3-Fettsäuren im Muskelfleisch. Deshalb muß man mit einem Omega-3-Öl dieses Ungleichgewicht ausgleichen, am besten mit einem Fischöl. Pflanzenöle müssen erst umgewandelt werden, allerdings gelingt das beim Hund nur zu einem kleinen Teil, Katzen können das gar nicht und sollten daher keine Pflanzenöle bekommen.

 

Verarbeitung  von Schilddrüsengewebe
Leider kommt es sehr häufig vor, dass Hersteller von BARF-Fleisch und -Mischungen die Schilddrüse mit verarbeiten. Die Schilddrüse sitzt beim Säugetier am Kehlkopf, bei Vögel im Brustbereich. Füttert man jetzt viel von Kehlkopf, Kopf- und Schlundfleisch und es ist nicht ausdrücklich deklariert, daß die Schilddrüse entfernt wurde, kann es passieren, daß zu viel Schilddrüsengewebe zugeführt wird und der Hund an einer Schilddrüsenüberfuktion erkrankt.Unzählige Fertigmixe bestehen oft aus z.B. Knochen und Innereien oder Muskelfleisch und Innereien. Da hier dann noch die wichtigen anderen Komponenten fehlen, kann es bald zu einer Unterversorgung, aber auch zu einer Überversorgung kommen.

Zusätze
Da man in der heutigen Zeit kaum ganze Beutetiere verfüttern kann oder verfüttern will, ist es notwendig, gewisse Zusätze einzusetzen.
Oft trifft man aber auf Zusätze, die unnötig oder auch ab gewisse Mengen gesundheitsschädlich sind.
Wird in einem Fertigmenü auf Knochenanteile verzichtet, wird oft mit Eierschale oder Kalziumcarbonat  ergänzt. Das aber bewirkt in Verbindung mit der Magensäure die Entstehung von Kohlensäure. Durch das Aufstoßen werden kleine Mengen an Magensäure mitgerissen und die Speiseröhre gereizt. Auch der Einsatz von Heilerde klingt für den Laien vielleicht von Vorteil – aber Heilerde bindet Mineralstoffe und wirkt magensafthemmend. Muß man sie dennoch füttern (Durchfall) sollte man sie nicht mit der Mahlzeit zuführen.
Synthetische Vitamine stehen im Verdacht gesundheitsschädlich zu sein, manche sogar krebserregend und sind deshalb im Humanbereich bereits verboten (Vitamin K3).

Kräuter
In der heutigen Zeit klingt es so richtig “gesund”, wenn Kräuter in einer Mahlzeit verpackt sind. Wildkräuter (Brennessel, Löwenzahn, …) kann man auch mit ruhigen Gewissen täglich füttern. Verarbeitet werden sie wie auch der Salat in der Gemüsemischung.
Heilkräuter sollten nur bei Bedarf und nur über einen gewissen Zeitraum gefüttert werden. Die dauerhafte Anwendung oder eine Überdosierung kann die Beschwerden im schlimmsten Fall verschlimmern. Hier gilt “weniger ist mehr”.

 

Auch das Verhältnis der einzelnen Futterkomponenten sollten sich am Beutetier orientieren – kein Beutetier besteht nur aus Leber, Knochen oder Muskelfleisch alleine.
Außerdem muss man wissen, dass selbst wenn die Aufteilung laut Etikett “optimal” ist, sich diese Mischung auf die ganze Charge bezieht (oft mehrere 100 kg), das heißt also nicht, dass sich dieses Mischverhältnis in jeder einzelnen Packung befindet.